Fliesen-, Platten- und Mosaikleger – ein traditioneller Handwerksberuf stellt sich vor
Schon im alten Ägypten wurden fleißig Keramikplatten verlegt. Mosaike der griechischen und römischen Antike sind weltberühmt. Können Sie sich vorstellen, dass Fliesen bis zum 19. Jahrhundert jedoch nur in privilegierten Schichten leistbar waren? Erst die Erfindung der Fliesenpresse ermöglichte auch der breiten Masse, sich Fliesen anzuschaffen. Platten und Fliesen zu verlegen, will jedoch gelernt sein. Der Beruf des Fliesenlegers war geboren.
1) Persönliche Voraussetzungen für diesen Beruf
Nicht jeder hat ein Talent für dieses Handwerk. Vordergründig sollte ein erfolgreicher Fliesenleger sicher über entsprechende physische Fähigkeiten verfügen. Das Zuschleifen und Verlegen von Fliesen und Platten verlangt eine entsprechende Fingerfertigkeit und Handgeschicklichkeit. Da oft in beengten Räumlichkeiten gearbeitet wird (denken Sie an kleinere Sanitärbereiche oder den Einsatz unter Treppenabgängen!), ist auch körperliche Wendigkeit gefragt. Um den genauen Fugenverlauf zu erkennen und feinste Farbnuancen zu unterscheiden, bedarf es ebenso eines guten Sehvermögens. Bedenken Sie auch, dass ein Fliesenleger mit verschiedensten Klebstoffen, Zementen und Mörtelarten arbeitet. Seine Haut sollte gegenüber diesen Stoffen unempfindlich sein. Auch ein räumliches Vorstellungsvermögen und ein Ästhetikbewusstsein, um Kunden bei der Fliesenauswahl gut beraten zu können, sind essentiell.
2) Der Ausbildungsinhalt im Wesentlichen
Auch wenn die Bezeichnungen im deutschsprachigen Raum abweichen (Plattenleger in der Schweiz, Fliesen- und Plattenleger in Österreich und Fliesen-, Platten- und Mosaikleger in Deutschland), so ist das Ausbildungs- und Tätigkeitsprofil des Berufs in allen drei Ländern nahezu ident. In diesem Artikel wird der Einfachheit halber immer nur die Bezeichnung Fliesenleger verwendet. In der Ausbildungszeit von zwei bis drei Jahren lernt der Fliesenleger alle nötigen Fertigkeiten und Kenntnisse, die er für eine erfolgreiche Tätigkeit benötigt.
Diese liegen vor allem
– in der Bauphysik und Bauchemie
– im Wärme-, Schall- und Feuchtigkeitsschutz
– in den verschiedenen Ansetz-, Verlege- und Verankerungstechniken der Fliesen
– in der Farb- und Gestaltungslehre
– im Her- und Aufstellen von Trennwänden
– im Erlernen des korrekten Ausfugens, und
– in der Stoffverarbeitung zur Wärme- und Schalldämmung sowie zum Feuchtigkeitsschutz
Ein Fliesenleger muss auch in der Lage sein, Entwurfsskizzen, diverse Zeichnungen und Verlegepläne anzufertigen und lesen zu können. Danach sind die Untergründe hinsichtlich ihrer Eignung zu prüfen und vorzubereiten. Auch das Herstellen von Unterputzen, Estrichen und chemisch beständigen Belägen gehört zu seinem Aufgabenbereich. Mörtel, Kleber und Kit warten auf ihre Zubereitung und Anwendung. Nun folgt die eigentliche Verlegearbeit: Der Fliesenleger misst, teilt, schleift und bohrt Platten und Fliesen, bevor er sie endlich ansetzen, verlegen bzw. verankern kann. Auch das Ausfugen der Beläge, das Anlegen und Verfüllen von Dehnungs- und Trennfugen ist Teil seiner Tätigkeit. Manchmal sind auch Trennwände herzustellen und aufzustellen oder Fertigteile einzubauen. Bei Fliesenböden erfreuen sich Fußbodenheizungen immer größerer Beliebtheit. Der Einbau dieser Heizungen wird ebenso den Fliesenlegern überlassen.
Statistiken haben ergeben, dass sich mittlerweile immer weniger junge Menschen für diesen Ausbildungsberuf entscheiden. Das ist schade, da die Nachfrage in dem Sektor hoch ist. Nun sind vor allem Fachverbände und Interessensvertretungen des Berufsstandes gefragt, um dieses kreative Handwerk interessanter erscheinen zu lassen. Wir werden sehen, ob das gelingt.